Gedenkstättenfahrt nach Wien und Mauthausen – Erinnern für die Zukunft

Vom 27. Februar bis zum 4. März 2025 begaben sich 24 Schülerinnen der Jahrgangsstufen 10 und EF auf eine eindrucksvolle Gedenkstättenfahrt nach Wien und Mauthausen. Begleitet von Frau Rüter, Herrn Neu, Frau Sommershof und unterstützt vor Ort durch eine Tagungsleitung der Konrad-Adenauer-Stiftung, setzten sie sich intensiv mit der Geschichte des Nationalsozialismus auseinander und besuchten unter anderem historische Städte und Erinnerungsorte in Wien sowie Ober- und Niederösterreich, wie z.B. die KZ-Gedenkstätte Mauthausen. Der Besuch dieser historischen Stätten ermöglichte den Teilnehmerinnen, ein tieferes Verständnis für die Bedeutung von Erinnerung und Verantwortung im Umgang mit dieser dunklen Zeit zu entwickeln.

Ein herzlicher Dank gilt neben dem Freundeskreis der Liebfrauenschule Bonn vor allem der Konrad-Adenauer-Stiftung für die gelungene Planung und Förderung der Fahrt.

Einen detaillierteren Einblick in die Eindrücke und Erlebnisse an den einzelnen Tagen geben die folgenden Tagesberichte der Schülerinnen:

Erster Tag 

An Weiberfastnacht um 7 Uhr morgens ging es für eine Gruppe von Schülerinnen aus der 10. Klasse und der EF auf Gedenkstättenfahrt nach Wien. Nach einer langen, aber lustigen Busfahrt erreichten wir endlich das Ziel. Um direkt erste Eindrücke von Wien zu sammeln, haben wir einen kleinen Spaziergang gemacht, auf dem wir viele Sehenswürdigkeiten gesehen haben. Das größte Highlight war dabei der Wiener Opernball, der nur einmal im Jahr stattfindet. Mit vielen anderen fotografierenden Menschen standen wir direkt vor dem roten Teppich und haben viele schicke Kleider und berühmte Persönlichkeiten, wie den österreichischen Präsidenten, gesehen. Schließlich sind alle müde ins Bett gegangen

Zweiter Tag

Es war der 28.02.25 und damit der zweite Tag der Gedenkstättenfahrt in Wien. Unser Wecker hat um 6:30 geklingelt, dann haben wir uns fertig gemacht und gefrühstückt. Um 08:30 sind wir mit der U-Bahn zum Stephansplatz gefahren, da wir zu früh waren, durften wir ein bisschen herumspazieren und haben uns den Stephansdom angeschaut. Um 08:55 haben wir uns vor dem Jüdischen Museum wieder getroffen. Im Jüdischen Museum hatten wir anschließend einen Workshop. Acht Freiwillige ließen sich die Augen verbinden, während acht andere Schülerinnen Gegenstände beschreiben mussten. Die Freiwilligen, die die Gegenstände nicht sehen konnten, mussten die Gegenstände der Beschreibung gemäß aufmalen. Genauso interessant und spannend ging der Workshop weiter. Danach hatten wir eine Pause, in der wir Schnitzel essen waren. Außerdem waren wir noch in Geschäften und haben uns in einem süßen Café einen Matcha geholt. Uns ist aufgefallen, dass die Menschen, die in Wien wohnen, sehr unterschiedlich sind, wobei wir sehr vielen offenen und freundlichen Menschen begegnet sind.

Unser nächster Programmpunkt war das Wien-Museum, bei dem wir die Geschichten von vielen Menschen aus der Zeit des Nationalsozialismus, die zum Beispiel Widerstandskämpfer waren, in Gruppen bearbeitet und uns dann am Ende vorgestellt haben. Es war total beeindruckend, diesen Menschen und deren Geschichte nachzugehen und wir haben viel Neues gelernt. Wir hatten bis zum Abendessen noch viel Zeit und die Lehrer hatten die Idee, dass wir zum Prater laufen könnten, was wir dann auch fast alle gemacht haben.Als wir wieder zurück im Hostel waren, haben wir zu Abend gegessen und in der Gruppe mit den Lehrern über den Tag reflektiert. Am Abend gab es das Angebot zum Rathaus und zur berühmten Schlittschuhbahn zu fahren. Das war ein super schöner Anblick und ein gelungenes Ende für den Tag. 

Dritter Tag

Am Morgen haben wir zuerst gemeinsam gefrühstückt. Davon gestärkt fuhren wir dann etwa zwei Stunden zur Gedenkstätte Gusen. Auf der Fahrt konnten wir noch etwas Schlaf von der letzten Nacht nachholen. Vor Ort wurden wir von einer Gedenkstättenpädagogin begrüßt. Sie zeigte uns eine Präsentation über das ehemalige KZ. Dann sind wir mit ihr durch das Dorf gegangen, welches auf die Baracken des KZ-Lagers gebaut wurde. Nur ein paar Gebäude standen noch im Original dort, wie die SS- Baracken und die Steinmühle.  

Wir waren zugegeben ziemlich geschockt, dass die Menschen in diesem Ort kein Problem damit hatten, in genau denselben Häusern zu leben, in welchen solche Grausamkeiten begangen wurden. Auch das ehemalige Krematorium mit dem Ofen haben wir besucht. Dort haben die Angehörigen der Ermordeten Gedenksteine für ihre Lieben errichtet, was sehr bewegend war. Deshalb haben wir gemeinsam eine Schweigeminute gehalten, um diesen Menschen zu gedenken. Dann sind wir zur nächsten Gedenkstätte gefahren, konnten vorher aber noch im Bus Mittagspause machen. Das nächste Ziel war das Schloss Hartheim. Hier wurden zur Zeit des Nationalsozialismus vor allem Menschen aus Pflegeanstalten ermordet, da sie vom NS-Regime als „minderwertig“ und „unbrauchbar“ betitelt wurden. Auch hier wurden wir sehr freundlich begrüßt und bekamen zuerst eine Führung durch die Ausstellung im zweiten Stockwerk. Wir erfuhren, wie schlecht Menschen damals aufgrund ihrer Behinderung behandelt wurden und was für eine Propaganda gegen sie herrschte. Danach gingen wir hinaus und sahen das Grab der Menschen, deren Überreste man gefunden hatte, als dort etwas verlegt wurde. Die Nazis hatten die Leichen damals vergraben, um ihre Spuren zu verwischen. Danach gingen wir in einen Raum, in dem die Menschen vor ihrem Tod entkleidet worden waren. Hier waren die Namen der Opfer auf Glastafeln festgehalten. Es sind nicht alle Namen der Opfer bekannt, weshalb manche Tafeln leer waren. Von dort aus führte ein Gang in die Gaskammern. Es war ein wirklich bedrückendes Gefühl zu wissen, dass in dem gleichen Raum zehntausende von Menschen ermordet worden waren. 

Anschließend gab es noch einen Workshop über die Macht, die Sprache hat. Wir haben uns in Kleingruppen mit verschiedenen Aspekten beschäftigt, wie zum Beispiel, was die Täter beschönigend über ihre Vergehen gesagt hatten, oder mit welchen diskriminierenden Aussagen Menschen mit Behinderung im Alltag konfrontiert wurden und werden. Dann fuhren wir wieder in unser Hostel zurück und aßen zu Abend.

Wer noch wollte, konnte sich Frau Sommershof und Frau Rüter zu einem kleinen Spaziergang zum Schloss Belvedere anschließen. Am Abend fielen wir dann alle nur noch erschöpft in die Betten.

Es war ein sehr eindrucksvoller und emotionaler Tag gewesen und er hat noch einmal verdeutlicht, dass so etwas nie, nie wieder passieren darf.

Vierter Tag

Den vierten Tag haben wir wie immer mit dem Frühstücken gestartet. Nachdem wir uns dann alle gestärkt hatten, ging es für uns auch schon los zu unserem ersten Tagespunkt, einem Besuch des Konzentrationslagers Mauthausen. Wir hatten eine ausführliche Führung über das Gelände und bekamen auch einen Einblick in die unterirdisch liegenden Räume. Wir waren alle wirklich fassungslos, als wir gesehen haben, unter welchen Umständen die Gefangenen dort gelebt haben. Alles war klein gehalten und aufs Wenigste reduziert. Aber am schlimmsten war natürlich der Gedanke, an den Orten zu stehen, wo vor noch nicht allzu vielen Jahren all die schrecklichen Dinge passiert sind. Durch den Besuch war die Stimmung danach sehr betrübt. Aber auch dieser Besuch hat uns noch einmal verdeutlicht, wie schrecklich dieses Ereignis war und dass es sich auf keinen Fall noch einmal wiederholen darf. Von dem Konzentrationslager aus sind wir dann mit dem Bus zu unserem zweiten Tagespunkt gefahren. Da aber alle von Mauthausen noch etwas bedrückt waren, haben wir den Programmpunkt in Melk ein wenig umgeändert. Bevor wir zu einer weiteren wichtigen Gedenkstätte gegangen sind, haben wir uns erstmal die sehr schöne Kirche von Melk angeschaut. Alle waren sprachlos von der Inneneinrichtung und der Gestaltung des Kircheninnenraums. Nach diesem eindrucksvollen Erlebnis ging es dann weiter zur Gedenkstätte Melk. Hier haben wir auch wieder einige Informationen über den Ort im Nationalsozialismus erfahren. Wir lernten einzelne Biografien, welche unter der großen Anzahl der Opfer waren, genauer kennen. Schließlich sind wir alle zusammen mit dem Bus zurück ins Hostel gefahren. Nach diesem sowohl körperlichen als auch psychisch anstrengenden Tag sind wir alle geschafft ins Bett gefallen.

Fünfter Tag

Nach zwei intensiven und auch bedrückenden Tagen in verschiedenen Konzentrationslagern wurde der Rosenmontag noch einmal in Wien selbst verbracht. Der Tag startete mit einer zweistündigen Stadtführung durch die inneren Bezirke Wiens. Dabei zeigte unser Guide uns die immer noch erkennbaren Spuren des Nationalsozialismus anhand von zahlreichen Gebäuden und Denkmälern. Unsere Führung endete an einem großen Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus am Judenplatz in der Nähe des Stephansdoms. Der Nachmittag stand uns ab dann zur freien Verfügung. In Kleingruppen entdeckten wir noch einmal weitere schöne Ecken Wiens. Dabei gingen wir shoppen und kauften kleine Souvenirs für zu Hause, wie beispielsweise Gewürze auf dem Naschmarkt oder die Wiener Manner-Waffeln. Um 16 Uhr trafen wir uns zusammen mit Herrn Neu am Wahrzeichen der Stadt Wien, dem historischen Riesenrad auf dem Prater. Bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein hatten wir einen wunderschönen Blick über die ganze Stadt.

Zur Stärkung ging es noch einmal zum Abendessen in das Hotel. Und dann war es auch schon Zeit für den letzten Abendspaziergang. Wir fuhren in die Innenstadt, um ein letztes Mal die beleuchteten Sehenswürdigkeiten und das Museumsquartier im Dunkeln zu entdecken. Voller schöner Erinnerungen und spannender Erlebnisse fielen wir erschöpft ins Bett.

(Einführungstext, Tagesberichte und Fotos: S. Sommershof und Schülerinnen der Jg. 10 und EF)