Die Liebfrauenschule Bonn feierte ein Jahr lang Geburtstag – ein Rückblick
1876 als private katholische Höhere Töchterschule in Bonn durch die Pädagogin Bernardine Fröhlich gegründet und durch die Kongregation der Schwestern Unserer Lieben Frau am 11.4.1917 übernommen, bewohnt die Schule seit 1919 das Gebäude an der Königstraße 17-19.
Bereits 1928 war aus der privaten Höheren Töchterschule eine „Vollanstalt in Form eines Oberlyzeums realgymnasialer Richtung“ geworden. Hinzu kam eine Grundschule, so dass viele Mädchen 13 Jahre an der LFS verweilten und die Frauenbildung dieser Zeit erhielten.
Nach der Schließung durch die Nationalsozialisten zwischen 1938 und 1945 übernahmen die Schwestern 1945 erneut die Schule. In den Nachkriegsjahren (1945-1952) erfolgte neben der Beschulung der Mädchen am Vormittag nachmittags auch die Beschulung der Jungen des Beethovengymnasiums, da dessen Räume völlig zerstört waren.
Bis 1975 gab es neben dem Gymnasium noch eine voll ausgebildete Frauenoberschule, an der in 3 Jahren Oberstufe naturwissenschaftliche, hauswirtschaftliche, sozialpädagogische und musisch-werkliche Fächer wie Handarbeit und Kochen unterrichtet wurden. Mit dem Abschluss nach der 13. Klasse konnten die Mädchen Fachhochschulen und Pädagogische Hochschulen besuchen.
Im Jahr 1975 erfolgte die Übernahme der Schule durch das Erzbistum Köln, der als Schulträger auch für das Sankt-Adelheid Gymnasium und das Kardinal-Frings-Gymnasium verantwortlich zeichnet. Alle drei katholischen Schulen kooperieren seit mehr als 30 Jahren und stellen somit ein vielseitiges Angebot für die interessierten Schülerinnen und Schüler in der Stadt Bonn sicher.
Am 24. April 2017 starteten die Jubiläumsfeierlichkeiten mit einer Sternwallfahrt aller Schülerinnen quer durch Bonn mit anschließendem Festgottesdienst in St. Elisabeth. Die eigens angefertigten Steelen mit der Inschrift „Ich bin mit dir“ erinnern uns täglich im Schulgarten an dieses Ereignis. Sie stellen neben dem für jede Schülerin mit dem LFS-Jubiläumslogo präparierten Stein zum Thema „Lebendige Steine“ die Verbindung her zur geistlichen Fahrt nach Rom, bei der wir neben den historischen Stätten auch als lebendige Steine bei der Unterstützung der Gemeinschaft Sant‘Egidio für die humanitären Korridore zeigen wollten, dass wir als Christen gemeinsam an einer besseren Welt arbeiten.
Um das Flüchtlingshilfeprojekt „Corrodoi Umanitari“ unter den Schülerinnen, Eltern und Freunden bekannt zu machen, fand am 2. Mai 2017 der Charity-Run auf der Poppelsdorfer Allee statt, bei dem die Schulgemeinschaft insgesamt 2313 km zurücklegte und damit fast den kompletten Weg von Bonn nach Rom und wieder zurück schaffte.
Die über die Tore der Schule hinaus bekannte musikalische Arbeit an der LFS konnten Zuhörer beim Festkonzert in St. Marien erleben. Neben Messsätzen aus der 1881 komponierten „Messe des Pecheurs de Villerville“ von Gabriel Fauré kam das Oratorium von Johann Sebastian Bach „Lobet Gott in seinen Reichen“ von 1735 zur Aufführung und eine eigens für dieses Festkonzert komponierte Vertonung des 146. Psalms, dessen Anfang und Ende von einem klangvollen Halleluja eingebettet war. Großer Applaus zollten Respekt und Anerkennung für die enorme Leistung aller Beteiligten.
Als 1. Erzbischöfliche Schule mit einer eigens gegründeten Klasse für zugewanderte Mädchen aus den Kriegsregionen – besonders des Nahen Ostens – lag und liegt uns die Integration der anvertrauten Mädchen am Herzen. Und so konnten sich Eltern, Schülerinnen und alle Besucher bei der Präsentation der Produkte der interkulturellen Projektwoche davon überzeugen, dass vielfältige Auseinandersetzungen mit den verschiedenen Kulturen stattgefunden haben und so das Verständnis füreinander erweitert wurde.
Als Höhepunkt des Jahres gilt sicherlich die geistliche Fahrt nach Rom, die unter dem Motto „Quo vadis?“ stand und von den Schülerinnen der SV als gemeinschaftsstiftendes Ereignis im Jubiläumsjahr gewünscht worden war. Eine großartige Reise, auf der neben den wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Rom religiöse Erlebnisse wie die Gottesdienste in verschiedenen römischen Kirchen, die Papstaudienz und die Taizélichterfeier auf dem Campingplatz beeindruckende Momente darstellten. Gleichzeitig galt es, das soziale Engagement für Wohnungslose und die Humanitären Korridore der Gemeinschaft Sant´Egidio kennenzulernen und sich ein Bild von der Arbeit vor Ort zu machen. Neben gesammelten Brillen, Hygieneartikeln und weiteren Sachspenden überreichten wir Geldspenden, damit diese Arbeit fortgesetzt werden kann.
Zum offiziellen Abschluss des Jubiläumsjahres, am Tag des Patroziniums (8.12.) unserer Schule, feierten wir mit Weihbischof Ansgar Puff, Stadtdechant Monsignore Wilfried Schumacher und unseren Schulpfarrern Herrn Dr. Dominik Schultheis und Frau Dr. Janssen einen festlichen Gottesdienst, in dem neben der stimmungsvollen Musik zur Adventszeit auch das Element des Lichtes erneut aufgegriffen und neben der Symbolik des lebendigen Steines und der des Ecksteins thematisiert wurde.
Beim anschließenden Festakt ließ sich erneut erkennen, dass die LFS als traditionsreiche Schule auch nach 100 Jahren erfrischend vielseitig und modern aufgestellt ist. Das brachten alle Festredner des Tages wie die Leiterin der Hauptabteilung Schule/Hochschule im Erzbistum Köln Frau Dr. Schwarz-Boenneke, der Oberbürgermeister der Stadt Bonn Herr Ashok-Alexander Sridharan und Prof. Dr. Rainer-Maria Bucher, Vater einer ehemaligen Schülerin, zum Ausdruck. Die Wertevermittlung wie Weltoffenheit, Toleranz, Respekt und Vielfalt sowie die Förderung der Zugewanderten und das solidarische Miteinander seien charakteristisch für diese Schule, der Herr Prof. Dr. Bucher den Auftrag aus heutiger Sicht des Pastoraltheologen erteilte: „Sensibilität, Mut, Entdeckungsfreude und Abenteuer des Geistes“ als Merkmale einer katholischen Schule zu deklinieren und dabei die Fähigkeit zu solidarischem Mitleiden auszubilden. Fazit: Wir blicken auf ein ereignisreiches Jubiläumsjahr zurück, in dem sich die LFS gemäß ihrem Motto „erfrischend vielseitig“ gezeigt hat. Der ohnehin sehr gute Zusammenhalt an unserer Schule hat sich durch die gemeinsamen Erlebnisse noch verstärkt. Mechthild Wolber, Schulleiterin